Quartalsprognose EM Bonds

Datum: 11. Oktober 2019 - 10:00 Uhr

Die Zentralbanken haben die Regenschirme aufgespannt.

In unserer vorherigen Prognose auf der Schwelle zum 3. Quartal waren wir der Meinung, dass grauere Wolken aufgezogen waren und dass die Zentralbanken jedoch Regenschirme bereit hielten. Die Zentralbanken haben jetzt im Verlauf des 3. Quartals die Regenschirme aufgespannt. 

Sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank haben den Leitzins gesenkt, die Europäische Zentralbank ging jedoch einen Schritt weiter und nahm ihr Anleihekaufprogramm wieder auf. Das wirkte sich merkbar positiv auf EM-Anleihen aus. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass dieser Trend im restlichen Jahresverlauf anhält, jedoch nicht im gleichen Ausmaß, zumal der positive Effekt aus den USA und aus Europa bereits eingepreist ist.

Das weltweite Wachstum leidet unter der Ungewissheit infolge von Trumps Handelskrieg mit China. Vor allem ist das Wachstum in Deutschland schwach, was auf die osteuropäischen Länder abfärbt. Die Wirtschaft Chinas weist ebenfalls Schwächezeichen auf. Die Aussichten für die US-Wirtschaft sehen ebenfalls nicht fantastisch aus, jedoch voraussichtlich etwas positiver als für die beiden anderen Länder.

Für die Emerging Markets ist das ein eher trister Hintergrund, die geldpolitischen Lockerungen in den USA, in China und der Eurozone bewirken jedoch, dass auch Raum für eine Lockerung der Geldpolitik in den Emerging Markets bleibt. Einen solchen Schritt haben die EM-Notenbanken bereits weitgehend im 3. Quartal unternommen. Bei diesen Ländern handelt es sich beispielsweise um Indien, Brasilien, Indonesien, die Türkei und Mexiko.

Es bleibt unsicher, inwieweit eine lockerere Geldpolitik das Wirtschaftswachstum bereits in diesem Jahr vorantreiben kann, wir gehen jedoch davon aus, dass der positive Effekt bereits Anfang des neuen Jahres durchschlagen dürfte. Niedrigere EM-Leitzinsen könnten sich negativ auf die EM-Währungen auswirken bzw. diese zumindest anfälliger machen. Die extrem niedrigen Zinsen in Europa und teilweise auch in den USA bewirken jedoch, dass das Risiko nicht ganz so groß ist. Eine Eskalation des Handelskrieges würde dagegen die EM-Währungen in Mitleidenschaft ziehen.

Für EM-Anleihen, die auf Fremdwährungen lauten, d. h. vor allem auf US-Dollar und Euro, dominiert der positive Effekt der niedrigeren Zinsen in den USA und in Europa das Risiko infolge des Handelskrieges. Eine Eskalation des Handelskrieges dürfte ebenfalls abfärben, jedoch nicht im gleichen Umfang wie auf die EM-Währungen. Der Zinsspread von etwa 3,5 Prozentpunkten zu den US-Staatsanleihen sichert einen gewissen Schutz. Daher stellen wir uns in nächster Zeit positiv zu EM-Währungen, die auf Fremdwährungen lauten.

Im letzten Quartal des Jahres dürften die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien eine maßgebliche Rolle spielen. Der Oppositionskandidat Alberto Fernandez gewann die Vorwahlen im 3. Quartal, was die Kurse der Staatsanleihen des Landes weit in die Tiefe trieb, und der Peso geriet ebenfalls unter schwerem Druck. Es ist wahrscheinlich, dass Fernandez den reformeifrigen Präsidenten Macri ablöst. Derzeit steht das Land, trotz eines Abkommens mit dem IWF, unmittelbar vor einem Staatsbankrott, zumal das Land bei den derzeitigen Zinssätzen die Staatsfinanzen nicht unter Kontrolle bringen kann. Bei den Kursen der Anleihen des Landes sind daher mehr oder weniger ein Staatsbankrott, eine Umschuldung oder eine Verlängerung der Laufzeit eingepreist, weshalb die schlimmsten Kurseinbußen vermutlich hinter uns liegen.

In Brasilien stehen die Politiker unmittelbar vor einer endgültigen Verabschiedung der lang ersehnten Rentenreform, und diese haben sich bereits anderen Reformen zugewandt. Das ist äußerst positiv und könnte zukünftig zu einem erhöhten Wirtschaftswachstum in Brasilien beitragen. Kurzfristig bewirkte die Rentenreform ein niedrigeres Länderrisiko, was zusammen mit einer niedrigeren Inflation eine markante Zinssenkung seitens der Zentralbank ermöglichte, was an sich bereits auf das Wirtschaftswachstum durchschlagen dürfte.

Die Ukraine stellt einen Lichtblick dar, zumal der neue Präsident Zelensky bereits die Reformarbeit eingeleitet hat. Das wurde bereits mit einer Heraufstufung der Bonität bei sowohl  S&P und Fitch belohnt.
Insgesamt stellen wir uns konstruktiv  zu den EM-Anleihen, u. a. weil die Zentralbanken die Regenschirme aufgespannt haben.

 

Zurück